Die Fachschaft Deutsch

ist – die zahlenmäßig größte Fachschaft am Elisabeth-Gymnasium,
ist – vernetzt mit den Fächern Kunst, Musik, Darstellen und Gestalten, Geschichte, Ethik, Religion,
ist – durch das muttersprachliche Prinzip, welches Grundlage für alle Fachdisziplinen ist, permanent auf dem Weg, die Bedeutung der eigenen Sprache zu unterstreichen und in den Mittelpunkt zu stellen,
ist – im außerschulischen Bereich vielseitig aktiv (Besuche von Theaterveranstaltungen, Lesungen, Kinovorführungen, Teilnahme an Wettbewerben in den Bereichen Lesen und kreatives Schreiben …) und möchte somit kulturelle Bildung in der Schule verankern,
sieht – die Sprache als Herz, als Wörterbuch der Seele.

Darstellen
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Unterhalten
Theater
Syntax
Charakter
Handlung
Umgangssprache
Neologismen
Texte
Epik
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Rezension
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Collage
Helden
Thesen

„Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft.

Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.“ (Buddha)

 

Lesenacht

Die Ergebnisse der Entscheidung auf Stadtebene findet ihr hier: https://eisenach.bibliotheca-open.de ("Anna ist die beste Vorleserin")

(25.02.2020/BC)

Mitleid erregt, Gewissen erreicht, Herz berührt

„Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch […]. Wer uns also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter.“


Mit diesem Zitat führt Gotthold Ephraim Lessing in eine Thematik hinein, mit welcher auch ich mich am 16.01.2020 im Rahmen eines schulischen Besuchs des Goethe-Nationalmuseums und des „Urfaust“ im Deutschen Nationaltheater Weimar befasste. Das unter der Regie von Tobias Wellemeyer am 04.Oktober 2019 uraufgeführte Werk erzählt die allseits bekannte Lebensgeschichte des Faust, welcher mit Hilfe eines eingegangenen Pakts mit dem scheinbar teuflischen Mephisto um die Gunst des jungen, frommen Gretchens buhlt.                                                                                                        

Bereits der erste Anblick des Bühnenbildes, gestaltet von Harald Thor, gewährt einen Einblick in Fausts bescheidenes Studierzimmer: ein wortwörtlich geerdeter Boden, Tischchen und Stühlchen im Vordergrund, der Hintergrund mit einem schräg hängenden Metallkasten versehen. Kaum fängt der Zuschauer an, Verknüpfungen zwischen dem Gesehenen und dem bereits Bekannten herzustellen, stürmt auch schon Faust durch eine Tür im Metallkasten auf die Bühne. Marcus Horn, Darsteller des Faust, verfällt gemeinsam mit seinem zu spielenden Charakter in eine überzeugend dargestellte Sinnkrise. Was hält die Welt im Innersten zusammen? Lässt sich dies ergründen, indem man sich der Magie ergibt? All jenes durchdenkt Faust in seinem anfänglichen Monolog. Alles scheint passend, bis auf ein Huhn, welches Faust, Zorn erfüllt, an die Wände des Metallkastens schmettert. Blut tropft die Wände herunter und klebt an Fausts Händen. Ein Zeichen für seine ausweglose Situation?                                                                                                              

Ebenfalls überrascht die Entscheidung Tobias Wellemeyers, die Rolle des Mephistopheles weiblich zu besetzen. Die anfängliche Verwunderung wandelt sich jedoch schnell in Begeisterung. Anna Windmüller überzeugt vor allem mit ihrer verruchten und selbstbewussten Darstellung des Mephisto. Ein Kuss zur Besiegelung des Pakts, statt eines Blutschwurs: Weibliche Reize und Mittel der Verführung werden hier gekonnt eingesetzt und zur Schau gestellt.                 

Eine der stärksten Umsetzungen dieser Inszenierung ist meiner Ansicht nach jedoch die des Gretchens. Vom frommen Mauerblümchen bis hin zur selbstbewussten und starken Frau. Die Entwicklungsstufen des Gretchens spielt Rosa Falkenhagen mehr als überzeugend. Ein kurzer Blick in den Spiegel, eine Kette um den Hals, das Bewundern der eigenen Erscheinung. Die meisten Mädchen werden sich wohl in dieser sympathisch dargestellten Situation wiedererkannt haben. Umso erschütterter habe auch ich den Untergang des Gretchens mitverfolgt. Die harmonische Darstellung der Protagonisten konnten selbst einige teilweise unpassende Knalleffekte nicht gefährden. Ein rotierendes, sich im Hintergrund befindendes Bühnenbild entführte mich zu den Schauplätzen der Handlung.                              

Liebe auf den ersten Blick, der erste Kuss an einer Bushaltestelle, der endgültige Untergang: Tobias Wellemeyers Inszenierung des „Urfaust“ überzeugte mich aufgrund passend ausgewählter Darsteller und einem modern angelegten Bühnenbild. „Der Unglückliche weint hier mit fremdem Kummer seinen eigenen aus“, so Friedrich Schiller im Jahre 1784. Tatsächlich gelingt es dem „Urfaust“ aus Weimar, den Zuschauer auch im Jahre 2020 in den Bann zu ziehen und über erregtes Mitleid dessen Gewissen zu erreichen.


„Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch, zu allen gesellschaftlichen Tugenden, zu allen Arten der Großmut der aufgelegteste.“ – Gotthold Ephraim Lessing

Katharina Kraus, A20D1

 

Und doch war es bloß Mittelmaß


Eine Rezension zum Höhepunkt der Weimarexkursion der 12. Klassen am 16.01.2020: Die Theateraufführung des Urfaust im Deutschen Nationaltheater Weimar. Zuvor besuchten wir das Goethehaus und -wohnhaus und verschafften uns so einen ausgiebigen Blick über Goethes Leben und Schaffen.

Die Aufführung begann pünktlich 19:30, das Bühnenbild regte zu einigem Argwohn an und die Menge, ein Großteil Jugendliche, war gelangweilt und doch gespannt, hohe Ansprüche waren gesetzt, „Faust I“ als Vergleichswerk war gelesen worden.
Das Spektakel beginnt verwunderlich: spritzendes Blut, halbnackte Frauen und Explosionen waren schon einmal gegeben, soweit zum Actionfilm. Man kann nicht behaupten, dass dies schlecht gewesen wäre, all das regte ganz grundlegendes Interesse. Nun versprach man sich viel.

Der Regisseur, er sei hier kurz erwähnt: Tobias Wellmeyer spielte mit unseren medialen Erfahrungen, die eigentlich überhaupt nicht Theater waren. Er ließ viele Fragen entstehen, die ein geübter Beobachter oder wir als Kollektiv zumindest beantworten konnten. Jedoch blieben Dinge aus, die er nicht zu lösen vermochte, so schien es jedenfalls, als Mephisto, gerade noch ein imaginärer Pudel in der Ferne, nun plötzlich hinter Faust stand. Man merkte nun schon, dass das Spiel in unsere nahe Gegenwart gezogen war, was Brecht freilich befürworten würde, ein Stück müsse den Zuschauer dazu bringen, „der Bühne gegenüber dieselbe Haltung, die er als Mensch der Natur gegenüber hat“, zu haben. Und doch war es nicht ganz unsere Gegenwart. Eher die 60er-70er–Jahre in Spanien oder Mexiko und so trennte einen doch wieder etwas: So nah und doch so fern.

Gegen das Bühnenbild wiederum kann man keine ernsthaft negativen Kritiken äußern: Die Drehbühne wurde perfekt für den Schauplatzwechsel genutzt, der Erdboden auf dem statischen Teil hatte in vielen Szenen seine Rechtfertigung und war somit universell passend. Beispielhaft hierfür steht, dass das Gretchen über die Spielzeit immer dreckiger wurde, was natürlich als Metapher zu verstehen ist: Sie lud sich immer mehr Sünden auf.

Somit möchte ich zu Magarete überleiten, ihre Schauspielerin passte sehr gut in die Rolle und erregte durchaus Mitleid. Die ihr zugewiesene wesentlich größere Rolle ließ die Liebesgeschichte weitaus dramatischer wirken als im „Faust“. Lessing wäre begeistert, Mitleid war das Mittel, das er dem Theater zudachte, um Menschen zu verändern, doch ganz so war es dann doch nicht. Ihre grauenhafte Situation mit einem Kind allein dazustehen, den Bruder verloren und der eigenen Mutter ein Mittel eingeflößt zu haben, sodass sie stirbt, wurde einfach nicht in seiner Gänze herausgearbeitet. Gegen Ende, als der Regisseur Gretchen ihr ertränktes Kind in die Hand gegeben hatte und sie kurz vor ihrem Tod stand, verspürte ich kein wirkliches Mitleid. Das mag an der Situation liegen, viele Schüler zusammen, keiner wird emotional unter Schulkameraden, doch der Anfang  versprach so viel.

Natürlich gab es noch großartige andere Dinge, die Schauspielleistunt der weiblichen Darstellerin, die Mephisto bekleidete und ihm eine ganz neue Facette verlieh: Mephisto als Frau. Es reichte ein Kuss anstelle eines Blutschwurs und die Überredungskünste des Teufels wurden durch weibliche Reize ergänzt. Was die Frage der Intention aufkommen lässt: Sind Frauen Teufel?

Nein keineswegs, aber mit eben solchen Mitteln der lieblichen Verführung bieten sie eine gewisse Überzeugungskraft. Dies passt in die Zeit, Frauen beginnen sich zu emanzipieren und fordern ihr Recht ein, doch es ist eben nicht unsere Zeit und so geht auch dieser Ansatz etwas an uns vorbei. Hier stellt sich die nächste Frage: Wieso diese Zeit und nicht jetzt? Die Antwort kann schlichtweg, der Autor hat sich selbst die Fesseln der Texttreue auferlegt. Durch kleine Änderungen hätte man die Geschichte einer Teeniemutter, welche ihr Kind umbringt, sicherlich in die heutige Zeit tranferieren können. Und so bleibt es dabei: Es war bloß Mittelmaß.

Benedict Gerlach, A20D1

(27.02.2020/BC)

Unser Schulsieger

In den letzten Wochen wurde sich in den sechsten Klassen am Elisabeth-Gymnasium fleißig vorgelesen. Nun steht der Schulsieger fest: Johannes aus der 6L setzte sich beim Schulentscheid des Vorlesewettbewerbs gegen die starke Konkurrenz aus der 6LF (Sina) und der 6F (Klara) durch. Mit seinem vierminütigen Einblick in einen Band der "Drei Fragezeichen" überzeugte er die Jury aus Deutschlehrkräften und Oberstufenschülern.
 
 
Johannes vertritt nun das Elisabeth-Gymnasium im Kreisfinale der traditionellen Veranstaltung der Stiftung für Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Wir wünschen viel Erfolg und drücken die Daumen!
 
"Lesen ist ein großes Wunder." (Marie von Ebner-Eschenbach)
 
(JR, 10.12.2019/BC)

Rede zum Brexit

Liebe Briten,


zuerst möchte ich euch danken für den wirtschaftlichen Boost, welchen wir aufgrund eurer Entscheidung für den Brexit erfahren dürfen.


So viele britische Unternehmen sind noch nie in so kurzer Zeit nach Kontinentaleuropa umgesiedelt. Euer selbstloses Handeln hat sogar bewirkt, dass euer ehemaliger Erzfeind Frankreich nun eine stärkere Wirtschaft hat als ihr. Was mir jedoch am besten daran gefällt ist, dass alle diese großzügigen Taten aus reinstem Egoismus entstanden sind.


Die ursprünglichen Ziele des Brexits waren Selbstbestimmung, Unabhängigkeit von der EU und ein stärkeres Großbritannien. Doch schade für euch, dass nichts davon durch einen Brexit realisiert werden kann. Eure Wirtschaft ist so schwach wie schon lange nicht mehr und bei einem No-Deal Brexit ist das nur die Spitze des Eisbergs. Euer Parlament redet seit Monaten über nichts anderes als die EU und eure Regierung muss diese auch schon fast anflehen, den Brexit zu verschieben.


Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, dass es doch keine so gute Idee war, die EU verlassen zu wollen. Selbst schuld, wenn man sich anstatt ins gemachte Bett, auf die Schienen legt.


Bald wird die ehemalige Weltmacht Großbritannien nicht nur ihre Überseegebiete, sondern auch ihren Einfluss auf Europa verloren haben.

Doch so sehr es mich auch freut, dass die konservativen Briten eigenständig ihre eigene Wirtschaft enthauptet haben, um so mehr ärgert es mich für jeden einzelnen liberalen Briten, der genauso gerne in der EU lebt, wie ich es tue.


Wir alle genießen sehr die offenen Grenzen, die allgemeine Währung, das Recht in der EU zu leben und zu arbeiten, wo wir wollen und natürlich die nicht existierenden Roaming-Gebühren im EU- Ausland - von der Wirtschaftsunion ganz zu schweigen.


Europa ist der Geburtsort unserer gesamten westlichen Kultur, nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele unterschiedliche Kulturen auf einem Haufen wie hier. Unser Problem war immer die innereuropäische Rivalität. Von dieser haben andere profitiert. Fast ein halbes Jahrhundert lebten wir unter russisch-amerikanischer Fremdherrschaft, dann fingen wir an zu kooperieren und plötzlich waren wir auch eine Weltmacht, wie die Amerikaner, welche sich schon seit Jahrhunderten an ihrer kulturellen Vielfalt bereichern.


Es ist merkwürdig, dass die sonst so fortgeschrittenen Briten einen solchen Rückschritt wagen. Jene Briten, welche weltbekannt für ihre kulturellen Errungenschaften sind, jene Briten, die den Fußball erfanden, jene Briten, die mit ihrem Humor die ganze Welt zum Lachen bringen und jene Briten, die ich bitte in der EU zu bleiben, damit uns so ein wertvolles Stück Europa mit seinen wunderbaren Einwohnern nicht verloren geht.


Vinzenz Stützer, A20D2

 

(Ek, 20.06.2019/BC)

Digitale Bildung als Chance begreifen
 
Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, werte Klassenkameraden und Kameradinnen,
 
der Grundbaustein für gleiche Zukunftschancen und sozialem Wert für alle Menschen findet man bekanntermaßen in der Bildung, denn sie sorgt für einen guten Wissensstand, Selbstfindung und für die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten. Seit geraumer Zeit schreitet die Digitalisierung immer weiter voran und nimmt einen immer größer werdenden Platz in unserer Gesellschaft ein. Digitale Medien findet man mittlerweile in jedem gesellschaftlichen, politischen und sozialen Gebiet. Dadurch ist es umso wichtiger, die digitale Bildung zu fördern und die selbstständige Nutzung neuer Medien zu erlernen. Jedoch hat die Bundesregierung noch nicht verstanden, dass sich digitale Bildung direkt auf die Zukunftschancen von jedem einzelnem, von uns allen, auswirkt.
 
Seit Jahren bestimmen Smartphones, Laptops und Computer unseren Alltag und sind nicht mehr wegzudenken aus der heutigen Gesellschaft. Die Digitalisierung in der Bundesrepublik ist längst Alltag, während in Grund- und Realschulen, auf Gymnasien und Hochschulen in diesem Hinblick Steinzeit herrscht. Unsere Schule wird in einem Tempo mit neuer Technik ausgerüstet, welches sich mit dem einen Schnecke vergleichen lässt.

 Um beim Thema Steinzeit zu bleiben – die Technik, mit der unsere Schule ausgestattet ist, ist so veraltet und anfällig, dass eine Präsentation schon zur Überlastung der Laptops führt. […] Haben wir dann mal die Chance neue Laptops zu bekommen, sind diese immer noch weit von heutigen Standards entfernt. Und das soll sich moderne Bildung nennen?
 
Gute technische Möglichkeiten sind aber nicht alle Voraussetzungen, die eine Schule braucht. Genauso wichtig ist es fortgebildete Lehrer zu haben, die mit der Technik mindestens genauso gut zurechtkommen wie ihre eigenen Schüler, denn was bringt uns ein Klassensatz an VR-Brillen, wenn kein Lehrer damit umgehen kann. Was bringt uns ein 3D-Drucker, wenn 80% der Lehrer nicht einmal von dessen Existenz wissen. Was bringen uns Beamer, wenn der Großteil der Lehrer nichts damit anfangen kann.
 
Der Erwerb zukunftsfähiger Kompetenzen in Bezug auf digitale Medien und Informationen muss ein grundlegendes Bildungsziel werden. Die Aufgabe der Schule besteht darin, Schüler und Schülerinnen angemessen auf das zukünftige Leben vorzubereiten. Schüler müssen nach ihrem Abschluss mit modernen Medien umgehen können. Auch international sollte man sich umgucken. In den norwegischen Schulen wurde die Digitalisierung beispielsweise schon voll durchgesetzt  und Schüler haben die besten Chancen im internationalen Wettbewerb teilnehmen zu können. Ohne informatisches Vorwissen ist es heutzutage sehr schwer gute Jobs zu bekommen.  
 
Es geht aber nicht nur um den kompetenten Umgang mit der Technik, sondern auch um den Umgang mit Informationen. In unserer Zeit ist es so einfach an neue Quellen zu gelangen, aber genauso schwer ist es, diese Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und herauszufiltern, was wirklich richtig ist. Deshalb ist es enorm wichtig dieses Gebiet der Bildung schon früh zu fördern um die gute Informationsverarbeitung zu gewährleisten.
 
„Wir müssen bei der digitalen Bildung einen großen Sprung nach vorn machen“, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, als sie den Schulen im Rahmen des Digitalpakts 5 Milliarden Euro versprach. Doch noch heute warten wir vergeblich auf die versprochene Unterstützung des Staates. Im Bundeshaushalt war schlichtweg keine Unterstützung vorgesehen. Ohne Geld vom Bund müssen wir weiterhin ohne Zuschüsse auskommen. Es ist lächerlich und enttäuschend zugleich mit ansehen zu müssen, dass dem Bund unsere Zukunft egal ist und niemand einen Gedanken daran verschwendet eine Unterstützung für die Schule mit einzuplanen. Letztendlich leiden WIR an der Sturheit unseres Bildungsministeriums.   
 
Bei all den Vorteilen, die die digitale Bildung mit sich bringt gibt es aber auch viele Nachteile der modernen Medien. Jeder bekommt heutzutage ungehinderten Zugang zu illegalen Inhalten und für Jugendliche und Kinder noch nicht geeignete Videos. Außerdem wird die Gefahr von Cyber-mobbing immer größer, umso unwissender man selbst ist. Deshalb ist es wichtig über Missbrauch und Diskriminierung aufzuklären und jedem die Möglichkeiten zu bieten sich davor schützen zu können.
 
Die Schulen müssen mit neuer Technik ausgerüstet werden, diese muss aber selbstverständlich auch von fortgebildeten Lehrern genutzt und verwaltet werden. […] Der chancengleiche Start in die Zukunft muss den Schülern und Schülerinnen gewährleistet werden, um Jugendlichen dies zu ermöglichen, muss über Mobbing, Datenschutz und sexistische und gewaltverherrlichende Inhalte aufgeklärt werden.
 
Die Digitalisierung darf in Zukunft nicht mehr als Gefahr, sondern als Chance gesehen werden.
 
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Niclas Gunkel, A20D2

 

 

 

 

Wir versinken im Plastik

Sehr geehrtes Publikum,


Ich sehe Sie haben Ihre Plastikflaschen und Kaffeebecher dabei. Schön! Das liegt ja voll im Trend. Plastik tut ja auch keinem was. So ein toller Werkstoff. Das ist wirklich eine sehr, sehr gute Idee. Pro Stunde landen in Deutschland ja auch nur 320 000 Kaffeebecher im Müll. Ist ja kein Problem, oder doch?


Mein Name ist Elaine Winkler. Seit zehn Jahren bin ich Greenpeace Aktivistin und setze mich für die Umwelt ein. Es gibt Unmengen an Problemen, an denen wir dringend arbeiten müssen, sei es die Massentierhaltung, die Boden- und Grundwasserverschmutzung durch Dünger und Pestizide oder der Klimawandel. Ich bin heute hier in Ihrer Schule, um mehr Aufmerksamkeit zu wecken, Aufmerksamkeit bei der Generation, die unsere Zukunft ist und die die Entwicklung in der Hand hat, Aufmerksamkeit für ein Problem, dem ebenfalls schnellstmöglich entgegengewirkt werden muss.

Plastik!

Was steckt eigentlich hinter diesem Wort? Einkaufstüten, Kinderspielzeug, Küchengeräte, Verpackungen.
In nahezu sämtlichen Alltagsgeräten ist der gefährliche Kunststoff enthalten. Versteckt sogar in solchen, von denen man es gar nicht erwarten würde. Waschmittel, Toilettenpapier, Bier, Mineralwasser, Zahnpasta, Peelings. Das sind nur wenige der unzählbar vielen Produkte, in denen sich Plastik versteckt. Warum aber finden wir es in so vielen Produkten? Plastik eignet sich aufgrund seiner hohen Haltbarkeit. Immerhin ist es hochresistent gegenüber der natürlichen Zersetzung. Und genau das ist das Problem. Es bleibt viel zu lange erhalten. So leben Plastikflaschen ungefähr 450 Jahre.

Wir produzieren Berge an Müll, die aufgrund der langen Haltbarkeit irgendwie verarbeitet werden müssen, recycelt werden müssen, vielmehr sollten, denn das ist selten der Fall. Nur etwa 9% aller Kunststoffabfälle weltweit werden umweltgerecht recycelt. 12% davon werden verbrannt und der Rest, der Rest von 79% verrottet auf oft illegalen Deponien, in Wäldern, auf Feldern, in Flüssen und im Meer. Besonders Länder Südostasiens wie Vietnam, Thailand und Malaysia horten diese riesigen Berge an Müll. Der Müll allerdings kommt aus reichen Industrieländern wie Großbritannien, USA, Frankreich, Spanien, Schweden und auch Deutschland. Hierbei stehen wir sogar auf Platz 4 der größten Mülllieferanten.

Das in den Herkunftsländern zum Recycling vorgesehene Plastik wird dort häufig illegal deponiert oder verbrannt, was zu Umweltverschmutzungen und Gesundheitsschäden wie Atemwegsbeschwerden führt.

Stellen Sie sich einen ausgewachsenen Elefanten vor. Und nun duplizieren Sie ihn, immer und immer wieder. Bis sie auf 100 000 Elefanten kommen. Genau das ist das Gewicht an Müll, der in Malaysia in einem halben Jahr importiert wird. Im Zeitraum von Januar bis Juli 2018 importierte Malaysia somit ganze 754 000 Tonnen Kunststoff.

Da sich Plastik bis zu 500 Jahre hält, gibt es sehr große Chancen auf seinem langen Lebensweg im Meer zu landen. Das gesamte bisher produzierte Plastik ist daher noch immer im Umlauf. Derzeit befinden sich etwa 150 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer. Und stündlich kommen weltweit 337 Tonnen dazu. Schon heute gibt es 6 Mal mehr Plastik im Meer als Plankton. Und es wird immer und immer mehr. Experten denken sogar, dass es schon 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben wird.

Es wird behauptet, die Schuld liege bei Ländern mit unmittelbarem Zugang zum Meer und bei Schiffen, die Abfall ins Meer entladen. Dabei kommen laut eines Greenpeaces Berichtes mehr als 80% des Mülls in den Ozeanen vom Land. Längst nicht nur durch Strandurlauber! Wir alle, mit unserem Plastikmüll tragen dazu bei.
Sogar kleinste Partikel aus beispielsweise Peeling-Produkten oder beim Waschen gelangen ins Meer, da sie in Kläranlagen nicht zurückgehalten werden können. Pro Waschgang umfasst das bis zu 2000 Kunstfasern, die ins Abwasser und damit ins Meer gelangen. Tatsächlich ist jeder, ausnahmslos jeder, der Plastik in welcher Form auch immer konsumiert, ein potentieller Verschmutzer der Meere! Damit haben wahrscheinlich Sie alle in diesem Raum zur Bildung der Plastic Beaches beigetragen. Plastic Beaches? Was ist das?

Unser unsinniger Plastikverbrauch hat dazu geführt, dass haufenweise Strände komplett von Plastik überfüllt sind. Das ist nicht nur ein Umwelt- sondern auch ein Ästhetikproblem, das den Tourismus hemmt. Zudem fallen für die Reinigung hohe Kosten an. Ein Beispiel dafür ist die Nordseeinsel Norderney, auf der ab Anfang der Saison der Strand per Hand oder mit Fahrzeugen kontinuierlich gereinigt werden muss.
Doch man kann noch viel größere Folgen erkennen. Unsere Wegwerfkultur, an der wir alle Anteil haben, hat dazu geführt, dass sich durch die Meeresströmungen riesige Plastic Islands gebildet haben. Schon lustig, dass so wenige etwas mit dem Begriff anfangen können, obwohl sie doch erst zu der Entstehung beigetragen haben. Man geht davon aus, dass bisher 5 Plastic Islands entstanden sind. Davon sind wissenschaftlich belegt: die Plastikinseln im Nord- und Südpazifik und im Nordatlantik. Die Größe der Plastikinsel im Nordpazifik liegt bei 700.000 bis 15.000.000 km². Damit Sie sich das gewaltige Ausmaß von Wohl gemerkt nur einer der Plastikinseln vorstellen können: Europas Fläche beträgt 10.180.000 km².
Ganze 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen allein in unsere Ozeane und das pro Jahr. So haben Forscher sogar am entlegensten Ort der Erde Plastikpartikel nachgewiesen: im Marianengraben. Besonders die Industrieländer sind an dieser Entwicklung schuld. Der Grund dafür ist, dass der Müll von Entwicklungsländern meist natürlicher Basis entspringt, wodurch er schneller zersetzt wird und nicht so viel Schaden zufügt.

Ich weiß, diese Informationen sind vermutlich schwer zu verdauen. Damit kommen wir zu einem weiteren Problem. Was passiert mit dem Plastik im Meer? Plastik tötet unendlich viele Meerestiere und Vögel. Durch Verstopfung des Verdauungstraktes oder durch Unterernährung, weil sie neben der Plastik zu wenig Nahrung aufnehmen, verenden unzählige Tiere qualvoll. Das Aufnehmen von Plastikmüll, was sehr häufig zum Sterben führt, betrifft zum Beispiel 50 bis 80 % der Schildkröten innerhalb einer Population. Andere Todesursachen sind die Strangulation und das Verfangen in Plastikseilen und -schlaufen. Besonders Robben, Seelöwen aber auch Wale, Delfine, Schildkröten und Seevögel sterben dadurch regelmäßig. Was Plastik weiterhin gefährlich macht, sind die sich herauslösenden Zusatzstoffe. Sie wirken nämlich toxisch auf Flora und Fauna. Fische, die in der Nähe der Plastikinseln leben, werden beispielsweise unfruchtbar.

Falls Sie all diese grauenvollen Tatsachen noch nicht berührt haben sollten, kommen wir zu einem Punkt, der Sie alle unmittelbar betrifft. Plastik findet sich nicht nur im Meer, in unserer Natur, an Stränden, in Tieren, sondern auch im Menschen. Durch unsere Nahrung nehmen wir Plastik auf. Haben Sie schon einmal etwas Warmes in Plastikboxen gefüllt? Glückwunsch! Dadurch lösen sich Weichmacher nämlich noch besser aus dem Plastik heraus, als sie es ohnehin schon tun, denn sie sind nicht an das Plastik gebunden und lassen sich leicht herauslösen. Zusatzstoffe wie Weichmacher lassen sich im Blut fast jedes Menschen nachweisen. Wo ist das Problem? Sie wirken toxisch, geehrtes Publikum. Sie sind in der Lage in den menschlichen Hormonhaushalt einzugreifen und ihn zu verändern, da sie sich ähnlich wie Hormone verhalten. Bisphenol A zum Beispiel ist östrogenähnlich, was große Auswirkungen auf den Menschen hat. Das Hormonsystem kann durch Plastik bedeutend gestört werden.

Erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern sind Folgen von Plastikaufnahme. Krebserkrankungen und Unfruchtbarkeit bei Männern sind Folgen von Plastikaufnahme. Herzerkrankungen und Schädigungen des Immunsystems sind Folgen von Plastikaufnahme. Fehlgeburten und Verweiblichung sind Folgen von Plastikaufnahme.

Plastik ist schlichtweg gefährlich!

Zwar sind viele der nachweislich gesundheitsschädigenden Stoffe mittlerweile in der EU verboten, jedoch heißt das noch lange nicht, dass wir davor geschützt sind. Sehr viele eingeführte Produkte enthalten noch immer giftige Stoffe. Sehr häufig bleiben langlebige Giftstoffe in den Meeren erhalten und damit gelangen sie durch den Fisch wieder in unseren Körper und schädigen ihn, schädigen unsere Gesundheit. Bewiesen wurde das durch den Fund von Mikroplastik in Speisefischen, zum Beispiel aus der Nordsee.

Am 27.März 2019 stimmte das EU-Parlament für ein Plastikverbot, eigentlich nur für ein Verbot von Einweggeschirr und Strohhalmen aus Plastik. Was zunächst nach einem großen Schritt klingt, ist noch viel zu wenig. Immerhin machen die Artikel, die verboten werden sollen, nur ca. 5 % des Plastiks im Meer aus. Außerdem: erst ab 2021 soll das Verbot in Kraft treten!

Doch wir müssen anfangen schon jetzt zu handeln und aufhören auf die Politiker zu warten, die nichts, rein gar nichts dazu beitragen. Es ist wichtig, dass Sie darüber nachdenken. Es ist wichtig, dass Sie das Ausmaß erkennen! Es ist wichtig, dass Sie handeln!

Natürlich gibt es schon Aktionen, dem ganzen entgegenzuwirken. Zum Beispiel die kostenlose Müllabgabe für Fischerboote an Häfen. Das Projekt der Ozeanreinigung durch schwimmende Siebe ist auch ein Hoffnungsschimmer. Doch all das ist noch lange nicht genug. Wir, die für all das Chaos erst verantwortlich sind, wir alle, sollten, nein müssen gegen den Plastikwahn kämpfen!  Wir haben die Pflicht etwas zu tun! Ein trauriger Fakt ist nämlich, dass ein Viertel des Plastikverbrauchs von Europa auf Deutschland zurückzuführen ist. Wir tragen die Schuld an der Plastikflut. Tun Sie selbst etwas! Ein Tropfen auf dem heißen Stein? Ganz und gar nicht!

Wir dürfen nicht vergessen: Die Industrie orientiert sich an den Wünschen der Konsumenten. Gehen die Zahlen für ein Produkt zurück, wird es vom Markt genommen oder angepasst. Das ist das Prinzip und das müssen wir nutzen! „Die Flut an Plastikmüll lässt sich nur eindämmen, indem weniger Kunststoffe produziert werden“ ruft der Experte für Chemie bei Greenpeace Deutschland Manfred Santen auf. Was können Sie tun?
Helfen Sie bei Aufräumaktionen, verzichten Sie auf unnötige Verpackungen, ersetzen Sie Plastikprodukte durch Edelstahl, Glas oder Holz, kaufen Sie unverpackt ein, vermeiden Sie Mikroplastik.


Nehmen Sie eine Trinkflasche mit in die Schule oder kaufen Sie immer wieder erneut Plastikflaschen? Gehen Sie mit einer Stofftüte einkaufen? Oder verschmutzen Sie die Meere, töten Sie Tiere immer und immer wieder, indem Sie sinnlos Plastik verschwenden?
Plastik verschmutzt, Plastik macht krank, Plastik tötet!
Und Sie sind dafür verantwortlich. Alle in diesem Raum, alle Menschen sind dafür verantwortlich. Es gibt so viele Möglichkeiten zu handeln. Es ist so einfach. Lassen Sie nicht zu, dass Produkte, die wir nur wenige Sekunden benutzen, unseren Planeten Jahrhunderte lang verschmutzen. Stoppen Sie die Plastikflut!


Ihre Taten zählen.
Tun Sie es für die Meere,
tun Sie es für die Meeresbewohner,
tun Sie es für sich selbst.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Elaine Winkler A20D2

 

(Ek, 06.06.2019/BC)

 

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