Die Fachschaft Deutsch

ist – die zahlenmäßig größte Fachschaft am Elisabeth-Gymnasium,
ist – vernetzt mit den Fächern Kunst, Musik, Darstellen und Gestalten, Geschichte, Ethik, Religion,
ist – durch das muttersprachliche Prinzip, welches Grundlage für alle Fachdisziplinen ist, permanent auf dem Weg, die Bedeutung der eigenen Sprache zu unterstreichen und in den Mittelpunkt zu stellen,
ist – im außerschulischen Bereich vielseitig aktiv (Besuche von Theaterveranstaltungen, Lesungen, Kinovorführungen, Teilnahme an Wettbewerben in den Bereichen Lesen und kreatives Schreiben …) und möchte somit kulturelle Bildung in der Schule verankern,
sieht – die Sprache als Herz, als Wörterbuch der Seele.

Darstellen
Erzählen
Unterhalten
Theater
Syntax
Charakter
Handlung
Umgangssprache
Neologismen
Texte
Epik
Rhetorik
Rezension
Inhalte
Collage
Helden
Thesen

„Verweile nicht in der Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft.

Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.“ (Buddha)

 

Lesenacht

so beginnen die meisten Volksmärchen, welche die Klasse 5LF in den ersten Schulwochen im Deutschunterricht kennen gelernt hat. Sie haben diese jedoch nicht nur gelesen und analysiert, sondern auch auf kreative Weise entdeckt. In Gruppenarbeit entstanden sieben unterschiedliche und einzigartige „Quadramen“ zu verschiedenen Märchen der Gebrüder Grimm. Jede Gruppe gestaltete zu ihrer Geschichte vier Minibühnen aus Papier mit Figuren, Farben und Requisiten zu je einer Schlüsselszene, die dann zu einer nach vier Seiten offenen Pyramide zusammengesetzt wurde. Voller Freude und Stolz stellten die einzelnen Gruppen ihr Märchen mit Hilfe ihres Quadramas den Mitschülerinnen und Mitschülern vor. Zum Elternsprechtag werden die kleinen Kunstwerke noch einmal zu sehen sein.   (Ek, 18.10.2021/TL)

 Der Froschkönig                                                                                                                                                 

 

 Die Alte im Wald

 Die goldene Gans                                                                                                                                                                

Die sieben Raben                                                                                                                                                  

Frau Holle

Jorinde und Joringel

 

Wie bin ich hier gelandet und warum du?

Wir stehen an der Ampel,
reden ganz normal wie immer als Freunde
und ich muss schon sagen: Es bereitet mir Freude,
mit dir hier zu stehen,
denn unsere Gespräche sind natürlich auflockernd, kurz gesagt:
wir verstehen uns meistens doch recht gut,
aber irgendwas ist in mir, das entflammt meine Wut,
denn du machst Witze über Themen, mit denen ich gar nicht richtig sitze,
und obwohl die Wut in mir kocht,
mein Herzschlag pocht,
kommt aus meinem Mund nur ein kläglicher Versuch der versuchten Klage.
Wenn ich dich so vor mir stehen seh‘
und mich genau erinnere an die Tage,
an denen ich weinte vor Lachen wegen eines dummen Witzes von dir fabriziert,
verlöscht sich jegste Flamme der Wut, die bis eben noch meine Meinung antrieb.
Und nun steh ich hier und versuch dir zu erläutern,
warum manche Wörter besser im Hals stecken bleiben sollten,
egal ob man es so meint oder nicht, denn was Rassisten einst zu ihrem Wortschatz zählten,
sollte nicht auch dein Vokabular im Alltag prägen.
Und es kocht in mir erneut, weil ich weiß, du bist nicht so wie die anderen und doch irgendwie
genauso wie sie,
denn du bist nicht nur rassistisch, sondern auch hier findet man einen Hauch von Homophobie.
Doch eigentlich bist du kein Rassist und auch kein Homophob,
denn du hast nichts gegen Menschen, die anders aussehen als du.
Es ist nur dieses verdammte Wort, was du ständig wiederholst.
Dieses verdammte Wort, was dir nicht zusteht,
egal wie oft du mir erklärst,
dass du es nur nutzt, um dich über Rassisten lustig zu machen.
Doch wann wirst du es endlich verdammt nochmal schnacken?
Es ist nicht dein Platz, dieses Wort zu nehmen
und es um dich herum zu werfen,
als wärst du derjenige,
der sich mit solchen Beleidigungen bis heute noch muss quälen.

Doch da hört es nicht auf, denn irgendwie springen wir von einem Thema auf ein anderes
und landen plötzlich bei dem Wort, was meinen Puls auf 180 bringt.
Denn wie leicht es dir fällt, das Wort Sch****l zu sagen,
ohne dabei dich moralisch zu fragen,
wieviel tausend Menschen du grade gleichzeitig beleidigt hast,
indem du eine sexuelle Orientierung als ein Schimpfwort nutzt.
Und nein, Sch****l ist tatsächlich kein Adjektiv,
obwohl bei dem Gebrauch dieses Wortes mancher es definitiv nach einem aussieht.
Es ist eine Beleidigung gegenüber Männern, die einfach ihr Leben leben wollen,
ohne von euch Kerlen
ständig herunter gemacht zu werden ohne Grund,
weil ihr euch, weiß nicht, cool fühlt dabei. Ehrlich ich versteh‘s einfach nicht,
was so attraktiv an dem Gedanken ist,
mit den Gedanken ein in der Vergangenheit
feststeckender Egoist
zu sein, doch feststecken ist hier nicht das richtige Wort,
denn es ist ja immer noch eure Wahl,
etwas einfach nicht zu sagen
und vielen Menschen einfach die Qual zu ersparen.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Wörter wie r***ed,
außer natürlich du siehst nichts falsch daran,
behinderte Menschen zu beleidigen
"Just for fun".
Also tu uns bitte allen den Gefallen,
beim nächsten Mal einfach die Fresse zu halten!

Wir stehen an der Ampel, das Gespräch schon längst erloschen
und die Frage rennt durch meinen Kopf, doch mir fällt leider kein Groschen.
Wie bin ich hier gelandet und warum du?
Warum musst du derjenige sein, der so was tut?
Denn ich mag dich wirklich sehr als Kumpel ganz platonisch,
doch ich muss gestehen, wenn jemand mit Ausdrücken wie deinen
heute jetzt genau hier in mein Umfeld treten würde,
dann würd‘ ich schnurstracks in die andere Richtung laufen,
denn solche Leute kann ich in meinem Leben nicht gebrauchen.
Doch du bist nicht solche Leute, auch wenn du es manchmal bist,
denn schließlich akzeptierst du andere Leute und auch mich,
ich, als schon recht gutes Beispiel eines Homosexuellen.
Trotzdem benutzt du dieses Wort, ich kann es nicht verstehen
und so stehen wir hier an der Ampel, es wird grün,
wir gehen uns‘res Weges, reden wie immer
und plötzlich lachen wir gemeinsam und es fühlt sich an wie immer
und plötzlich hab‘ ich einen kleinen Hoffnungsschimmer.
Vielleicht irgendwann wirst du erkennen von alleine,
dass manche Wörter besser in deinem Hals stecken bleiben,
und vielleicht wird dann die Frage, die mich jetzt schon länger quält:
Wie bin ich hier gelandet und warum du?;
vielleicht haben wir bald eine Zukunft, in der diese Frage keine Unsicherheit mehr zwischen uns trägt.

Lena Patzenhauer, A21m

 

(BA/31.10.2020/BC)

Wandel und Wechsel liebt, wer lebt“ – mit unserem diesjährigen Schulmotto von Richard Wagner setzten sich die Schüler und Schülerinnen des 12er Kurses A20D2 einmal intensiver auseinander und verfassten eigene Essays. Hier einige gelungene Reflexionen:

Eine Schule – Eine Gemeinschaft – Ein Wandel und Wechsel
 
Liebe Eltern, liebe Lehrer, liebe Schüler, wer von Ihnen besitzt ein Smartphone, ein Auto? Wer von Ihnen hat schon mal einen Tonfilm gesehen? Beinahe jeder sicherlich oder wird es noch in seinem Leben. Viele Menschen glaubten nicht an die Durchsetzung des Autos. Selbst der Chef von Warner Brothers war 1927 der Überzeugung, dass niemand die Stimmen von Schauspielern hören wollen würde. Noch 2007 glaubte Microsoft CEO Ballmer, für das Smartphone fände man keine Abnehmer.1 Heute nutzt diese Erfindungen nahezu jeder. Wir brauchen Ideen und Visionäre in unserer Gesellschaft, in jedem Bereich, auch in unserer Schule.


Ideen und Visionäre – das ist der Traum. Langeweile und Stagnation – das ist die Realität. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und oft nicht bereit für Innovationen. Wäre unser Leben geprägt von dieser faultierartigen Aktivität, gäbe es weder Entwicklung, noch Fortschritt. Damit stünden wir sowohl uns selbst, als auch unserem Leben im Weg, denn: auch mit Stagnation ist es ein Leben – aber was für eines?


Richtig leben, also mit Aktivitäten, Fortschritt, Entwicklungen kann man nur, wenn man bereit ist, Neues zu erschließen. Das birgt zwar das Risiko zu scheitern, aber doch auch die Freude und das Glücksgefühl etwas geschafft zu haben, wenn man ein Ziel erreicht hat. Wandel und Wechsel ist also nicht nur fördernd – nein, sogar notwendig für ein erfülltes Leben und Fortschritt in der Gesellschaft. “Wandel und Wechsel liebt, wer lebt“, wie Richard Wagner so schön sagte. Und dies nehmen wir uns als Schule an. Denn was für den Einzelnen gilt, gilt ebenso für die Gemeinschaft. Unsere Schulgemeinschaft lebt mit ständigem Wechsel. Jedes Jahr jagt eine Bande junger Erwachsener der Zukunft nach mit den Erfahrungen und Erinnerungen an diese Schule, beginnend mit dem Tag, an dem sie mit großen Augen dieses Schulhaus betraten. Und genauso wie wir, die jetzigen 12er, damals, darf sich jedes Jahr wieder ein neuer Schwarm Kinder mit großen Augen in diesem gigantisch groß erscheinenden Schulhaus verirren. Einen schleichenden Wechsel erleben wir im Lehrerkollegium. Auch dort dürfen wir immer wieder neue Menschen mit Ideen begrüßen. Wie unseren „neuen“ Schulleiter, der stets Offenheit für Wandel und Wechsel beweist. Offenheit ist hierbei von enormer Bedeutung. Offenheit für Wandel, Offenheit für Neues, Offenheit für Optimierungen. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist doch, ob wir im Trott leben wollen: morgens zur Schule, nachmittags heim ohne Freude, ohne Bindung zur Schule oder, ob wir das Schulleben lebendig, bunt und bereichernd gestalten möchten. Dazu müssen wir bereit sein, Wandel und Wechsel zu lieben. Doch welchen Wandel und Wechsel können wir hervorbringen? Zum Beispiel benötigt unsere Schule, so die Meinung vieler Schüler, einiges an Renovierung, eine Lockerung des Handyverbotes und natürlich mehr digitale Medien. Im tiefsten Urwald hat man Internet, in unserer Schule nicht. Dies können wir natürlich schwer verändern. Die Politiker müssten hier eingreifen und aktiv werden. Denn auch unser System an sich benötigt eine Reformation. Wie kann es sein, dass in verschiedenen Bundesländern verschiedene Bildungsstände herrschen, dass der Wohnort determiniert, welche Qualität an Bildung du erhalten kannst, wie schwer die Abiturprüfungen sind und wie viel Wert diesen zugeschrieben wird? Können wir etwas dafür, wo wir geboren werden? Sollten wir tatsächlich dafür bestraft werden oder bevorzugt behandelt? Wie kann es sein, dass Kinder müde vor sich hin vegetieren, unaufmerksam und nicht leistungsfähig, wegen des frühen Schulbeginns? Ich bin der Meinung, dieses System müsste von Grund auf überarbeitet werden. Doch dabei muss jeder selbst etwas dazu beitragen.


Werde aktiv, unterstütze Diskussionen in unserer Schule mit neuen Ideen, unterschreibe Petitionen für einen Wandel im Schulsystem. Nutze die Möglichkeiten, die uns durch unsere Demokratie zur Verfügung gestellt werden. Sei ein mündiger Bürger, der sich Gedanken macht und zur Weiterentwicklung beiträgt. „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt“2 und irgendwo muss man ja anfangen. Wie wäre es bei der Zukunft in Person – in Person Ihrer Kinder, Ihrer Schüler? Du hast die Wahl, ob du dich weiter enthalten möchtest oder ein Teil von etwas Besserem sein willst. Denn was zeigt uns die Geschichte? Wandel und Wechsel durchzusetzen, ist schwer, aber lohnt sich! Also sei du selbst ein Teil davon. Ein Visionär mit einem Bild von dieser Schule, von unserem Schulsystem, das viele nicht für möglich halten. Wie die Geschichte so oft  beweist, ging das Mögliche stets durch mutige Köpfe hervor, die sich von dem Wort „Unmöglichkeit“ nicht abschrecken ließen. Denn nur das ist es: ein Wort, nicht mehr. Liebe Wandel und Wechsel! Lebe! Du hast die Wahl.

Elaine, A20D2

 1 Vgl. Perlaki, Dominik: „Das wird nichts“ - 7 große Erfindungen, an die keiner geglaubt hat, https://www.derbrutkasten.com/erfindung-niemand-geglaubt-daran/, Stand: 13.05.2016, 17.02.2020, 18.21 Uhr.

2 Mohandas Karamchand Gandhi.

 

 

„Wandel und Wechsel liebt, wer lebt“ – R. Wagner

So wie der Vorgang der Globalisierung, also die internationalen Verflechtungen, u.a. in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur im ständigen Wandel und Wechsel stehen, stehen auch wir, die Zwölfer, vor einem großen Wandel und Wechsel in unserem Leben: nämlich vor dem Schulabschluss und dem damit verbundenen Einstieg in das Berufsleben. Wir stehen somit vor großen Veränderungen und neuen Herausforderungen, welche einerseits großen Mut und Vertrauen in uns selbst sowie in das bisher Erlernte erfordern, andererseits wiederum auch ein gewisses Risiko sowie gegebenenfalls auch Rückschläge oder Scheitern mit sich bringen. Ich persönlich blicke dennoch sehr zuversichtlich auf die bevorstehende große Veränderung in meinem Leben und behalte mir dabei immer unser Schulmotto von R. Wagner „Wandel und Wechsel liebt, wer lebt“ im Gedächtnis.

Natürlich stehen wir als die A20er noch recht unerfahren vor dem nun beginnenden, uns noch unbekannten Weg in unserem Leben. Einige von uns blicken deshalb noch eher ängstlich auf diesen neuen Lebensabschnitt. Doch warum sollen wir eigentlich Angst vor diesem Wandel und Wechsel haben?

Im Leben gibt es immer wieder Wendepunkte, an denen Veränderungen unumgänglich sind. Letztlich befinden wir uns seit unserer Geburt in einem ständigen Wandel und Wechsel, haben über die Jahre eine eigene Persönlichkeit entwickelt, Fortschritte gemacht und auch Rückschläge erlebt. Wir haben gelernt, mit Veränderungen umzugehen, sind offen gewesen alte Prinzipien einzureißen, alte Gewohnheiten aufzugeben um neue Wege zu einzuschlagen. Genau wie unsere Familie, Freunde, unser Umfeld, die Natur, die Politik, also letztlich die ganze Welt sich verändert und weiterentwickelt, genauso leben wir selbst seit unserer Geburt in dieser ständigen Veränderung.
Beispielsweise unser Weg vom Eintritt in den Kindergarten bis hin zum stolzen Schulkind und jetzt zum Abiturient. Dabei haben uns verschiedene Menschen begleitet, wir haben neue Bezugspersonen kennengelernt und neue Freunde. Wir haben uns dabei auch immer wieder auf eine veränderte Schul-/bzw. Klassengemeinschaft eingestellt und gelernt mit Veränderungen umzugehen. Trotz des Wissens, dass das Leben immer wieder Veränderungen mit sich bringt, kommen diese oftmals ungelegen oder vollkommen unerwartet. Es war auch für uns nicht immer einfach. Gerade hier hat uns auch der schmerzliche Verlust eines von uns allen geschätzten Lehrers im vergangenen Schuljahr sehr geprägt. Wir mussten lernen, mit dem Verlust umzugehen und auch damit, dass Trauer und der Anschein, dass ganz plötzlich alles ausweglos und sinnlos erscheint, eben zum Leben dazugehören. Man kann das Leben eben nicht vorhersagen, Veränderungen sind Alltag in unserem Leben. Menschen kommen und gehen, Gewohnheiten werden aufgegeben, man lernt jeden Tag etwas Neues dazu - es kommt nie zum Stillstand. Wandel und Wechsel nehmen wir oftmals gar nicht mehr wahr. Mit jeder Veränderung wächst unser Verständnis für bestimmte Dinge im Leben, wir lernen im Laufe dieses Prozesses auch, mehr Verantwortung zu übernehmen. Denn häufig ist die Angst vor der Veränderung nur ein Ausdruck von eigener Unsicherheit. Wir können also mutig in die Zukunft schauen, denn mit jedem Wandel/Wechsel wächst auch unsere Persönlichkeit. Wir werden diesen Prozess niemals steuern können, er ist unaufhaltsam. So wie vieles im Leben müssen wir lernen, das zu akzeptieren.

Genau das drückt das Zitat von R. Wagner für mich aus. Unser Leben ist einmalig, also warum wertvolle Zeit verschwenden, um vor etwas Angst zu haben, was wir letztlich nicht beeinflussen können?! Wandel und Wechsel in unserem Leben sind so besonders und einzigartig wie das Leben selbst. Veränderungen gehören zum Leben dazu und sind absolut notwendig. Es ist wichtig zu erkennen, wann Veränderungen notwendig und angebracht sind und dann entsprechend zu handeln, anstatt sich von seiner Angst abhalten zu lassen, sein Leben richtig zu gestalten. Jeder erlebt dies anders, deshalb ist es für jeden Einzelnen wichtig, die Schönheit des eigenen Lebens zu erkennen und keine Angst vor Veränderungen zu haben, die unserem Wesen letztlich Fortschritt bringen. Fortschritte für die persönliche Entwicklung, das Erreichen von eigenen Zielen und Erfolg. Der Wandel im Leben eines Menschen ist so unaufhaltsam wie die Wandlung eines jeden Organismus.

Sowohl wir, die A20er als auch die gesamte Schulgemeinschaft sollten deshalb offen für unsere Zukunft sein und mit Mut und Vertrauen in uns selbst versuchen unsere eigenen Ziele zu verfolgen und dabei auch Rückschläge in Kauf zu nehmen. Denn nur wer ohne Angst in die nun beginnende, spannende Zeit blickt, kann das Positive in jedem Wandel erkennen und damit ein glückliches Leben führen.

Lilly, A20D2

(EK, 05.03.2020/BC)

Die Ergebnisse der Entscheidung auf Stadtebene findet ihr hier: https://eisenach.bibliotheca-open.de ("Anna ist die beste Vorleserin")

(25.02.2020/BC)

Mitleid erregt, Gewissen erreicht, Herz berührt

„Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch […]. Wer uns also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter.“


Mit diesem Zitat führt Gotthold Ephraim Lessing in eine Thematik hinein, mit welcher auch ich mich am 16.01.2020 im Rahmen eines schulischen Besuchs des Goethe-Nationalmuseums und des „Urfaust“ im Deutschen Nationaltheater Weimar befasste. Das unter der Regie von Tobias Wellemeyer am 04.Oktober 2019 uraufgeführte Werk erzählt die allseits bekannte Lebensgeschichte des Faust, welcher mit Hilfe eines eingegangenen Pakts mit dem scheinbar teuflischen Mephisto um die Gunst des jungen, frommen Gretchens buhlt.                                                                                                        

Bereits der erste Anblick des Bühnenbildes, gestaltet von Harald Thor, gewährt einen Einblick in Fausts bescheidenes Studierzimmer: ein wortwörtlich geerdeter Boden, Tischchen und Stühlchen im Vordergrund, der Hintergrund mit einem schräg hängenden Metallkasten versehen. Kaum fängt der Zuschauer an, Verknüpfungen zwischen dem Gesehenen und dem bereits Bekannten herzustellen, stürmt auch schon Faust durch eine Tür im Metallkasten auf die Bühne. Marcus Horn, Darsteller des Faust, verfällt gemeinsam mit seinem zu spielenden Charakter in eine überzeugend dargestellte Sinnkrise. Was hält die Welt im Innersten zusammen? Lässt sich dies ergründen, indem man sich der Magie ergibt? All jenes durchdenkt Faust in seinem anfänglichen Monolog. Alles scheint passend, bis auf ein Huhn, welches Faust, Zorn erfüllt, an die Wände des Metallkastens schmettert. Blut tropft die Wände herunter und klebt an Fausts Händen. Ein Zeichen für seine ausweglose Situation?                                                                                                              

Ebenfalls überrascht die Entscheidung Tobias Wellemeyers, die Rolle des Mephistopheles weiblich zu besetzen. Die anfängliche Verwunderung wandelt sich jedoch schnell in Begeisterung. Anna Windmüller überzeugt vor allem mit ihrer verruchten und selbstbewussten Darstellung des Mephisto. Ein Kuss zur Besiegelung des Pakts, statt eines Blutschwurs: Weibliche Reize und Mittel der Verführung werden hier gekonnt eingesetzt und zur Schau gestellt.                 

Eine der stärksten Umsetzungen dieser Inszenierung ist meiner Ansicht nach jedoch die des Gretchens. Vom frommen Mauerblümchen bis hin zur selbstbewussten und starken Frau. Die Entwicklungsstufen des Gretchens spielt Rosa Falkenhagen mehr als überzeugend. Ein kurzer Blick in den Spiegel, eine Kette um den Hals, das Bewundern der eigenen Erscheinung. Die meisten Mädchen werden sich wohl in dieser sympathisch dargestellten Situation wiedererkannt haben. Umso erschütterter habe auch ich den Untergang des Gretchens mitverfolgt. Die harmonische Darstellung der Protagonisten konnten selbst einige teilweise unpassende Knalleffekte nicht gefährden. Ein rotierendes, sich im Hintergrund befindendes Bühnenbild entführte mich zu den Schauplätzen der Handlung.                              

Liebe auf den ersten Blick, der erste Kuss an einer Bushaltestelle, der endgültige Untergang: Tobias Wellemeyers Inszenierung des „Urfaust“ überzeugte mich aufgrund passend ausgewählter Darsteller und einem modern angelegten Bühnenbild. „Der Unglückliche weint hier mit fremdem Kummer seinen eigenen aus“, so Friedrich Schiller im Jahre 1784. Tatsächlich gelingt es dem „Urfaust“ aus Weimar, den Zuschauer auch im Jahre 2020 in den Bann zu ziehen und über erregtes Mitleid dessen Gewissen zu erreichen.


„Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch, zu allen gesellschaftlichen Tugenden, zu allen Arten der Großmut der aufgelegteste.“ – Gotthold Ephraim Lessing

Katharina Kraus, A20D1

 

Und doch war es bloß Mittelmaß


Eine Rezension zum Höhepunkt der Weimarexkursion der 12. Klassen am 16.01.2020: Die Theateraufführung des Urfaust im Deutschen Nationaltheater Weimar. Zuvor besuchten wir das Goethehaus und -wohnhaus und verschafften uns so einen ausgiebigen Blick über Goethes Leben und Schaffen.

Die Aufführung begann pünktlich 19:30, das Bühnenbild regte zu einigem Argwohn an und die Menge, ein Großteil Jugendliche, war gelangweilt und doch gespannt, hohe Ansprüche waren gesetzt, „Faust I“ als Vergleichswerk war gelesen worden.
Das Spektakel beginnt verwunderlich: spritzendes Blut, halbnackte Frauen und Explosionen waren schon einmal gegeben, soweit zum Actionfilm. Man kann nicht behaupten, dass dies schlecht gewesen wäre, all das regte ganz grundlegendes Interesse. Nun versprach man sich viel.

Der Regisseur, er sei hier kurz erwähnt: Tobias Wellmeyer spielte mit unseren medialen Erfahrungen, die eigentlich überhaupt nicht Theater waren. Er ließ viele Fragen entstehen, die ein geübter Beobachter oder wir als Kollektiv zumindest beantworten konnten. Jedoch blieben Dinge aus, die er nicht zu lösen vermochte, so schien es jedenfalls, als Mephisto, gerade noch ein imaginärer Pudel in der Ferne, nun plötzlich hinter Faust stand. Man merkte nun schon, dass das Spiel in unsere nahe Gegenwart gezogen war, was Brecht freilich befürworten würde, ein Stück müsse den Zuschauer dazu bringen, „der Bühne gegenüber dieselbe Haltung, die er als Mensch der Natur gegenüber hat“, zu haben. Und doch war es nicht ganz unsere Gegenwart. Eher die 60er-70er–Jahre in Spanien oder Mexiko und so trennte einen doch wieder etwas: So nah und doch so fern.

Gegen das Bühnenbild wiederum kann man keine ernsthaft negativen Kritiken äußern: Die Drehbühne wurde perfekt für den Schauplatzwechsel genutzt, der Erdboden auf dem statischen Teil hatte in vielen Szenen seine Rechtfertigung und war somit universell passend. Beispielhaft hierfür steht, dass das Gretchen über die Spielzeit immer dreckiger wurde, was natürlich als Metapher zu verstehen ist: Sie lud sich immer mehr Sünden auf.

Somit möchte ich zu Magarete überleiten, ihre Schauspielerin passte sehr gut in die Rolle und erregte durchaus Mitleid. Die ihr zugewiesene wesentlich größere Rolle ließ die Liebesgeschichte weitaus dramatischer wirken als im „Faust“. Lessing wäre begeistert, Mitleid war das Mittel, das er dem Theater zudachte, um Menschen zu verändern, doch ganz so war es dann doch nicht. Ihre grauenhafte Situation mit einem Kind allein dazustehen, den Bruder verloren und der eigenen Mutter ein Mittel eingeflößt zu haben, sodass sie stirbt, wurde einfach nicht in seiner Gänze herausgearbeitet. Gegen Ende, als der Regisseur Gretchen ihr ertränktes Kind in die Hand gegeben hatte und sie kurz vor ihrem Tod stand, verspürte ich kein wirkliches Mitleid. Das mag an der Situation liegen, viele Schüler zusammen, keiner wird emotional unter Schulkameraden, doch der Anfang  versprach so viel.

Natürlich gab es noch großartige andere Dinge, die Schauspielleistunt der weiblichen Darstellerin, die Mephisto bekleidete und ihm eine ganz neue Facette verlieh: Mephisto als Frau. Es reichte ein Kuss anstelle eines Blutschwurs und die Überredungskünste des Teufels wurden durch weibliche Reize ergänzt. Was die Frage der Intention aufkommen lässt: Sind Frauen Teufel?

Nein keineswegs, aber mit eben solchen Mitteln der lieblichen Verführung bieten sie eine gewisse Überzeugungskraft. Dies passt in die Zeit, Frauen beginnen sich zu emanzipieren und fordern ihr Recht ein, doch es ist eben nicht unsere Zeit und so geht auch dieser Ansatz etwas an uns vorbei. Hier stellt sich die nächste Frage: Wieso diese Zeit und nicht jetzt? Die Antwort kann schlichtweg, der Autor hat sich selbst die Fesseln der Texttreue auferlegt. Durch kleine Änderungen hätte man die Geschichte einer Teeniemutter, welche ihr Kind umbringt, sicherlich in die heutige Zeit tranferieren können. Und so bleibt es dabei: Es war bloß Mittelmaß.

Benedict Gerlach, A20D1

(27.02.2020/BC)

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